Premiere: Rodenberg Waldkontor verschifft 35.000 Festmeter nach China
Im Seehafen Nordenham ließ das Claus Rodenberg Waldkontor im Juli ein Break-Bulk-Schiff für den Holztransport nach China beladen. Die komplizierte Fracht der „Glorious Kauri“ war für die Stauerei eine Herausforderung. Mit der rund 4.600 Seemeilen langen Route geht Rodenberg neue Risiken ein.
Auf dem Midgard-Kai herrscht beim FORSTMASCHINEN-PROFI-Besuch Betrieb wie auf einer Ameisenstraße. Drei Lkw – ein Volvo, Scania und DAF – fahren bepackt wie fleißige Insekten 11,80 Meter langes Fichtenrundholz aus dem Kailager über kurze Strecken unter die Hafen- und Schiffskrane, die jede Fuhre mit 30 Festmetern in einem Zug abheben. Entlang des 185 Meter langen Schiffes pendelt das Holz in der Höhe aus, die Ketten der anderen Krane schweben ständig über dem gefährlichen Arbeitsplatz. Darunter sortieren Umschlagbagger von Sennebogen weiteres Langholz in Eisengestelle vor, dazwischen wuseln 300 PS starke Komatsu-Radlader, die Kurzholz an den Pier vorliefern. Zur besseren Stauung im Schiff werden zehn Prozent des Holzes mit 5,90 Meter Länge verladen, alle Stämme haben Zopfdurchmesser ab 20 Zentimeter.
Das Ladevolumen der Glorious Kauri beträgt 47.000 Kubikmeter, womit das von der Claus Rodenberg Waldkontor GmbH gecharterte Frachtschiff eine Tonnage von rund 40.000 Tonnen laden kann. Beim Transport der Fichte spielt das Gewicht aber keine Rolle, sondern nur das Volumen. Als Break-Bulk-Carrier für sperrige und unförmige Güter verfügt der Frachter über fünf Laderäume, in die etwa 50.000 Stämme mit einem Volumen zwischen 30.000 und 35.000 Festmetern passen, prognostiziert Geschäftsführer Claus Rodenberg beim zweiten Verladetag am 17. Juli. „So genau wissen wir das nicht“, erzählt der Chef, denn mit dieser Holzverladung betritt der Unternehmer Neuland: „Wir sind das einzige Unternehmen in Deutschland, das diesen Seeweg anbietet.“ Es ist die erste Break-Bulk-Verschiffung von Nadelrundholz nach Übersee seit den 1990er-Jahren.
Der Holzexport nach China ist rasant gestiegen. Während im Jahr 2017 nur 3.000 Festmeter Nadelrundholz aus Deutschland exportiert wurden, waren es 2019 bereits drei Millionen Festmeter. Für dieses Jahr prognostiziert Claus Rodenberg fünf Millionen Festmeter. Der Preisverfall auf dem Holzmarkt, bedingt durch Stürme, Käfer und Dürre, macht europäisches Holz wettbewerbsfähig mit chinesischen Importen aus Russland, Kanada und Neuseeland. Die Fichte wird in chinesischen Sägewerken zu Bau- und Konstruktionsholz für den lokalen Markt verarbeitet, der dortige Rundholzhändler verarbeitete bislang überwiegend Monterey-Kiefer aus Neuseeland. Die Chinesen schätzen das leichte Holz auch deswegen, weil es sich in dem großen Land über weite Strecken einfach transportieren lässt.
Von Deutschland aus erfolgt der Rundholzexport üblicherweise in 40-Fuß-Containern mit Holzlängen von 11,80 Meter; Rodenberg schickt derzeit monatlich 1.200 Container auf die Reise. Aber das Containergeschäft war im vergangenen Jahr durch steigende Kosten für Fracht und Ladungssicherung schwierig, so Claus Rodenberg. Seit Januar verdoppelten sich die Frachtkosten für einen Container auf bis zu 2.500 Euro, derzeit fallen sie wieder. Das Rodenberg Waldkontor suchte nach anderen Möglichkeiten, doch die Schiffsfracht war bislang nicht wirtschaftlich. Durch die Corona-Pandemie „öffnete sich jetzt eine Tür“, weil die Diesel- und Frachtpreise für Massenstückgut gesunken sind. Der Containertransport sei zwar immer noch günstiger, so Claus Rodenberg. „Uns geht es darum, Kapazitäten auszuweiten und mit diesem Transportweg neue Kunden zu erreichen“. Deshalb fiel die Entscheidung: „Wir wagen das jetzt.“ [...]
Max Riemann
www.waldkontor.com
www.rhenus-seaports.com
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe FORSTMASCHINEN-PROFI September 2020 erschienen.