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Freiformschmieden beim 5. HOLZmachen-Axtschmiedekurs

Der Tanz in den Mai begann für zehn HOLZmachen-Leser am Lufthammer in der Bison Großschönauer Werkzeugschmiede in Sachsen. Unter Anleitung erfahrener Experten fertigten die Jungschmiede in zahlreichen Arbeitsschritten aus glühendem Stahl jeweils drei eigene Axt-Unikate.

Simon Karaqi greift mit der Schmiedezange drei Axtrohlinge gleichzeitig und schiebt sie in das brennende Schmiedefeuer. 1.100 Grad strahlen ihm entgegen. Drei Schritte nach rechts, dann steht der Kosovare am pulsierenden Lufthammer und kontrolliert den Schmiedesattel. Es ist Freitag der 3. Mai, acht Uhr morgens. In der großen Pressenhalle begrüßt Bison-Geschäftsführer Gunter Thöt zehn HOLZmachen-Leser, die jetzt ihre eigene Axt schmieden wollen. Mit Doreen Schramm ist beim 5. HOLZmachen-Axtschmiedekurs erstmals eine Jungschmiedin dabei.

Nach einer Sicherheitsunterweisung und der Verteilung von Schutzhandschuhen und -brillen beginnt das Freiformschmieden. Vor den angehenden Jungschmieden liegt ein strammer Arbeitstag: Der glühende Axtrohling mit dem vorgepressten Auge wird unter dem Lufthammer ausgereckt, das Blatt am Amboss final begradigt und anschließend vermessen, gestanzt, gestrahlt, geschliffen, geprägt, angelassen und gehärtet, geprüft, erneut geschliffen sowie poliert und zum Feierabend lackiert. Am zweiten Tag in der Bison-Schmiede folgen das Bedrucken der Stiele mit dem HOLZmachen-Logo und dem Datum des Schmiedekurses sowie das hydraulische Einstielen.

Doch die Seele der Axt entsteht am Lufthammer. HOLZmachen-Leser Harald Ocker aus der Metropolregion Stuttgart bezeichnet ihn als „Höllenmaschine“. Im Leerlauf schnauft der Hammer nur sanft vor sich hin, doch sein Wummern schallt bereits warnend durch die große Pressenhalle. Das Schnaufen stammt vom Bär, dem zitternden Schlagkolben des Lufthammers. Sein eisernes Bärgewicht beträgt satte 150 Kilogramm. Der pneumatisch mit Druckluft angetriebene Kolben wartet auf seinen Einsatz durch einen Tritt auf das Fußpedal. Der tonnenschwere Lufthammer aus dem Baujahr 1961 steht teilweise über einem Hohlraum, der mit Eisenplatten abgedeckt ist, auch sie vibrieren. Sobald das Fußpedal den Bären weckt, hämmert der Kolben mit 180 Schlägen pro Minute auf den weißglühenden Axtrohling. Jetzt verdichtet sich die Energie in der Pressenhalle auf den rotglühenden Stahl zwischen Bär und Schmiedesattel: Heftige Schläge wummern, der Eisenplattenboden bebt. Funken, Splitter, Zunder und Schlacke fliegen zur Seite. Die Hitze des Rohlings und der nahe Schmiedeofen strahlen so heiß ab, dass die Gesichter der Schmiede leuchten; Schweiß tritt aus den Poren. Die Schlagwucht des Bären überträgt sich direkt auf die Schmiedezange – drei Schläge pro Sekunde. Ohne festen Griff schleudert der Bär den Rohling ohne Gnade vom Schmiedesattel. Die „Höllenmaschine“ – wer traut sich?

8:30 Uhr: Der erste Teilnehmer darf beginnen, doch die Männer zögern. Keiner drängelt sich vor. Am mutigsten ist Doreen Schramm, die von Schmied Simon Karaqi begleitet mit einer Zange an den Schmiedeofen tritt. Das Herausnehmen des 1.100 Grad heißen, weißglühenden Axtrohlings ist die erste Herausforderung. Doreen greift sich den Stahl, trägt ihn zum Schmiedesattel und blickt Simon Karaqi in die Augen. Der zwinkert und zeigt auf das Fußpedal: Los geht‘s! Jetzt bleiben rund 60 Sekunden Schmiedezeit, danach ist der Stahl zu sehr abgekühlt. Doreen führt sicher die Zange, während der Bär seine Kraft walten lässt. Einige Schläge auf den brennenden Rohling, dann wird das Werkstück gedreht, um das Blatt nach vorne zu den Seiten breit auszurecken. Schmied Simon zeigt allen Teilnehmern dabei den richtigen Ablauf zum Erfolg, bis die Glut nach 60 Sekunden langsam aus dem Rohling weicht. Aber sofort geht es weiter: Der ausgereckte Rohling wird zu einer Exzenterpresse getragen, und der überschüssige Schmiedegrat vorn abgestanzt. Jetzt ist die Rheinische Form der Axt sichtbar. Weil das unter Simons Anleitung tadellos klappt, darf jeder Leser beim 5. HOLZmachen-Axtschmiedekurs sogar drei Äxte schmieden. 180 Sekunden, um dem Bären zu beweisen, wer der Meister ist. [...]

Max Riemann

www.bison1879.de

Der komplette Artikel ist in der Ausgabe Sommer 2024 HOLZmachen erschienen. Eine Vorschau dieses Heftes gibt es im Digitalkiosk.