Im Mutterland der dicken Bäume
Kanada, endlich Kanada. Wenn Skandinavien die Region ist, die man getrost als Mutterland der Forstmaschinen bezeichnen könnte, so ist Kanada das Mutterland der dicken Bäume. Kaum ein Forstmann und Forstunternehmer, der nicht davon träumt, einmal im Leben unter gigantischen Douglasien hindurch zu wandern, Forstmaschinen in steilen Bergen im Einsatz zu sehen oder die schier unendlich scheinende Weite des zweitgrößten Landes der Welt zu erleben. FORSTMASCHINEN-PROFI, der bereits vor zwei Jahren eine erlebnisreiche Forsttour ins ehemalige Ostpreußen organisierte, machte es im September 2012 möglich.
Fünfzig Forstprofis aus ganz Deutschland, aber auch Belgien, Österreich und der Schweiz kommen mit. Das Ziel sind die Bergwälder von British Columbia – der Provinz mit den wohl beeindruckendsten Wäldern Kanadas.
Ankunft in Vancouver – zwar nicht der Hauptstadt der Provinz British Columbia, aber die wohl bekannteste Stadt an der Westküste Kanadas. Nach einem langen Anreisetag genießen fünfzig müde Krieger in einem sich drehenden Restaurant, weit über den Lichtern der Stadt, die hereinbrechende Nacht. Erst am nächsten Morgen entpuppt sich beim Blick aus diesem Raum während des Frühstücks, welche Lichter während der Nacht leuchteten: die der Schiffe in der Bucht vor Vancouver, die Lichter der Lions Bridge, die Lichter des Hafens. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt setzt die Fähre nach Vancouver Island über. Bei bestem Wetter geht es durch malerische Inselgruppen, die denen der Schären zwischen Schweden und Finnland gleichen. Butchart Gardens, eine der schönsten Gartenanlagen Kanadas, begeistert anschließend nicht nur die mitgereisten Damen.
800 Jahre alte Douglasien
Von der sehr britischen Stadt Victoria, übrigens die Hauptstadt von British Columbia, geht es am nächsten Morgen los zur ersten Station. Gestandene Forstmänner bestaunen mit offenen Mündern und großen Augen die riesigen Nadelbäume: eine der ältesten Douglasienbestände der Welt im Cathedral Grove Park, kurz vor Port Alberni. Vor über 300 Jahren gab es dort ein großes Feuer – übrigens nichts Untypisches in British Columbia und häufig durch Blitze verursacht, so daß viele der stattlichen Bäume „nur“ etwas über 300 Jahre alt sind. Einige der Giganten aber sind bis zu 800 Jahre alt, messen über neun Meter Umfang am Stammfuß und sind mit 72 Meter höher als der Turm von Pisa. Holzinhalt: Locker über 120 Festmeter. Wow! Auch die Rot-Zedern, die wir als Riesenlebensbaum in einigen Wäldern daheim kennen, sowie die kanadische Hemlock begeistert in diesem Bestand im wüchsigen, feucht-milden Küstenklima mit enormen Wuchsleistungen. Erinnerungs- und Beweisfotos werden geschossen, über Holzvolumina diskutiert und so mancher Forstunternehmer, der nicht im Traum kurz die Motorsäge mit 1,50 Meter langem Schwert ansetzt.
Christian Mühlhausen
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe 10 / 2012 FORSTMASCHINEN-PROFI erschienen.