Ralf Emde baute sich eine bemerkenswerte Brennholzsäge mit drei Sägeblättern
Eine Brennholzsäge nach dem Prinzip eines Miststreuers – das klingt abenteuerlich. Dazu noch drei Sägeblätter nebeneinander – das klingt sogar gefährlich. Doch die „Quattrosplitt“ ist weder das eine noch das andere. Obwohl ihr Erbauer, Ralf Emde aus Lichtenfels-Goddelsheim, die Säge als Prototyp bezeichnet, macht sie bereits einen hochwertigen und praktikablen Eindruck.
Im täglichen Leben ist Ralf Emde Forstwirt und arbeitet bei der Stadt Lichtenfels. Seit 2007 betreibt er nebenberuflich einen Forstbetrieb, mit dem er alle möglichen motormanuellen Arbeiten anbietet. Viel früher, nämlich bereits vor rund acht Jahren, kam dem heute 40jährigen die Idee einer Brennholzsäge, die in einem Arbeitsschritt aus einem vorgespaltenen Meterholzscheit vier Stücke ofenfertiges Brennholz erzeugen sollte. Als Funktionsprinzip schwebte ihm das eines Miststreuers vor, der anstatt mit Streuwalzen mit drei Sägeblättern ausgerüstet ist. Ganz so einfach ließ sich diese Vision dann doch nicht in die Praxis umsetzen; trotzdem stand nach knapp drei Jahren der erste funktionierende Prototyp mit dem Namen „Sägewagen“ auf dem Hof.
Unzählige Tests deckten die Schwachpunkte der Konstruktion auf, weshalb schon bald der zweite Prototypenbau in Angriff genommen wurde – im Prinzip dieselbe Maschine, die wir uns an einem verschneiten Freitag bei Ralf Emde anschauen konnten – außer, daß sie in der Zwischenzeit mindestens fünf- oder sechsmal zerlegt und mit Modifikationen versehen neu montiert wurde.
So, wie die Quattrosplitt dasteht, deutet nichts auf einen Prototyp hin. Ohne Werkzeug und mit geringem Kraftbedarf lassen sich Einzugstisch und Förderband von der Transport- in die Arbeitsposition klappen. Es dauert keine Minute, bis die Maschine einsatzbereit ist. Die Säge ist für den Dreipunktanbau ausgelegt, der Antrieb erfolgt per Schlepper-Zapfwelle mit 540 U/min. Das Kratzbodenprinzip eines Miststreuers findet sich im umlaufenden Kettenförderer wieder; das war’s dann aber auch schon mit den Ähnlichkeiten. Die Bedienung der Quattrosplitt ist kinderleicht: Maschine einschalten, Meterholzscheite auf den Kettenförderer legen – der Rest passiert automatisch. Die Scheite werden durch die drei parallel angeordneten Sägeblätter (Durchmesser 70 Zentimeter, 2.000 U/min) in vier gleichlange Teile gesägt und hinten auf dem Förderband abgelegt – alles durch den Kettenförderer, Hydraulikzylinder oder ähnliches werden nicht benötigt. Die Quattrosplitt verfügt über eine eigene Bordhydraulik, welche die Ölmotoren im Kettenförderer und im Austragsband bedient. Die Durchflußmenge im Kettenförderer-Ölmotor läßt sich stufenlos regeln – und damit auch die Vorschubgeschwindigkeit. Das eigentliche Geheimnis der Quattrosplitt ist die Sägeeinheit, ohne die keine saubere Funktion möglich wäre. Ralf Emde hat darauf im Jahr 2004 Gebrauchsmusterschutz angemeldet und möchte vorerst nicht, daß wir dieses Geheimnis lüften.
„Die Maschine soll zum Holz, nicht das Holz zur Maschine“, erklärt Emde den Grundgedanken des Quattrosplitt-Prinzips. Gemeint ist, daß die Säge direkt ans Polter mit dem gespaltenen Meterholz gebracht werden soll. Die Scheite müssen so kein weiteres Mal hin- und herbewegt werden, sondern können direkt aus dem Polter auf die Säge gelegt werden. Alle drei Sekunden erzeugt die Maschine vier 25 Zentimeter lange Brennholzscheite, die per Förderband direkt in einen Container oder Anhänger gelangen. Da das Austragsband über einen großen Schwenkbereich verfügt, braucht das Behältnis nicht umgesetzt werden. In Planung ist außerdem die Möglichkeit zum Frontanbau mit komplett schwenkbarem Förderband.
Ralf Emde sieht seine Maschine im semiprofessionellen Bereich positioniert, besonders passend für Lohnsäger oder Produktionsgenossenschaften. Auf die Frage, ob denn eine Serienfertigung geplant sei, kann Emde keine rechte Antwort geben. Natürlich würde er seine vielen Arbeitsstunden gerne honoriert bekommen, doch er ist nun einmal kein Experte in Dingen wie Automation, Vertrieb oder Service; vom Finanziellen ganz zu schweigen. Ob sich nach diesem Bericht wohl der eine oder andere einschlägige Hersteller bei Ralf Emde meldet?
Eine Serienfertigung würde wahrscheilich das recht hohe Gewicht des Prototypen ordentlich drücken: Die 1.360 Kilogramm kommen auch deshalb zustande, weil Emde in punkto Stabilität auf Nummer Sicher gehen wollte und als Rahmen ein Stahlrohr mit den Maßen 80 mal 80 mal 5 Millimeter wählte.
Als Einzelkämpfer ist man mit einem solchen Projekt meist schnell überfordert. Ralf Emde hat das Glück, daß ihn sowohl sein Vater Werner als auch sein Bruder Christian (29) mit Rat und Tat unterstützten. Bei grundsätzlichen Fragen zum Thema Maschinenbau zeigte sich die Firma Bauch Maschinenbau sehr kooperativ.
www.quattrosplitt.de (mit Einsatz-Videos)
Jan Biernath