Im „LIFE“-Projekt Möhneaue wird das artenreiche Grünland wiederhergestellt
Ein Kahlschlag aus Naturschutzgründen – wo gibt’s denn sowas? Als Naturschützer tut man anscheinend (fast) alles, um Fieberklee und Mädesüß-Perlmutterfalter zu retten. Gut, die meisten von uns werden mit diesen Namen nichts anfangen können, dennoch sorgen sich Naturschützer auch um diese gefährdeten Arten. Der Lebensraum dieser Geschöpfe ist heutzutage arg begrenzt; das zu ändern, ist Ziel des „LIFE“-Projektes Möhneaue, denn genau wie beispielsweise der Schwarzstorch waren die genannten Arten früher hier heimisch.
Bis in die 1960er Jahre war die Welt von Mädesüß-Perlmutterfalter, Fieberklee und Co. im Sauerland noch in Ordnung, doch dann kam die böse Fichte – mal wieder, möchte man fast sagen, denn für viele Ökos scheint dieser Baum eine reine Ausgeburt der Hölle zu sein. In diesem Fall erschien den Grundstückseigentümern vor etwa 50 Jahren die Pflanzung von Bäumen die einzige sinnvolle Nutzung ihrer Feuchtwiesen zu sein – alle anderen Ideen waren aufgrund der extremen Nässe nicht zu verwirklichen.
Vom artenreichen Grünland entwickelte sich das Ufer der Möhne, einem 65 Kilometer langen Zufluß der Ruhr, also an einigen Stellen zum Fichtenwald. Das Problem sahen die Naturschützer dabei weniger in der Baumart als im Verlust des seltenen Lebensraums. Das „LIFE“-Projekt Möhneaue schafft hier nun Abhilfe, standortfremde Fichtenbestände werden in artenreiche Wiesen und Weiden oder naturnahen Auwald umgewandelt. Das Projekt Möhneaue beinhaltet die drei Lebensräume Gewässer (Möhne), Auwald sowie das artenreiche Grünland.
„LIFE“ ist ein europäisches Finanzierungsinstrument, das Projekte unterstützt, die sich dem Erhalt der natürlichen Lebensräume sowie der Tier- und Pflanzenwelt in Natura-2000-Gebieten widmen. Im Mittelpunkt stehen Biotope und Arten der FFH- und Vogelschutzrichtlinien. Im Falle des Möhneaue-Projektes wurden die betroffenen Flächen über „LIFE“-Mittel vom Hochsauerlandkreis e.V. erworben. Als erstes mußten die Bäume weg, möglichst ohne nennenswerten Nährstoffeintrag. Die Fichten wurden also motormanuell gefällt, ein Befahren mit Harvester und Forwarder hätte der nasse Untergrund eh nicht zugelassen, die Bringung erfolgte demzufolge per Seilkran.
Spezielle Aufgaben erfordern spezielles Werkzeug
So weit war die Arbeit kein Hexenwerk, doch ein wichtiger Schritt sollte noch folgen: das Mulchen. Der natürliche Feind des artenreichen Grünlands ist nämlich die Verbuschung, die durch regelmäßige Mahd unterbunden werden soll. Aber mit welcher Technik kann man denn hier mulchen? Und später immer wieder mähen? Das war den Verantwortlichen anfangs selber nicht ganz klar. Mit einem normalen Traktor bräuchte man diesen Sumpf jedenfalls nicht zu befahren, das stand fest. Hier kommt nun die Firma Raulf ins Spiel, die über geeignetes Gerät für solche Spezialfälle verfügt.
Jan Biernath
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe 12 / 2012 FORSTMASCHINEN-PROFI erschienen.