Die Jarraff-Baumschneidemaschine arbeitet in Frankreich
Lichtraumprofile freischneiden geht auf vielerlei Art und Weise. Es gibt spezielle Geräte für den Bagger- und Forstmaschinenanbau; man hat auch schon Hubschrauber gesehen, die rotierende Sägeblätter als Freischneider durch die Luft schleppten. In Frankreich gibt es die Giraffe von Jarraff, mit der Stromleitungen und Bahntrassen freigeschnitten werden. Wie das gehen soll, haben wir uns vor Ort angesehen.
Vielfach wird vermutet, daß die Giraffe, „Jarraff“, ein französisches Produkt ist. Das liegt wohl an der Verbreitung dieser „Baumschneidemaschine“ hauptsächlich in Frankreich. Dort laufen ungefähr 30 Exemplare der Jarraff. Gebaut wird die Maschine von Jarraff Industries Inc. in Saint Peter, zirka 60 Kilometer südlich von Minneapolis in den USA.
Die Giraffe gibt es in unterschiedlichen Versionen. Einmal als Vierradmaschine mit zwei unterschiedlichen Motoren, als Raupenfahrzeug ist die Maschine auch zu erhalten, dann ebenfalls mit den zwei Motorversionen. Der Vater der heutigen Firmeninhaber hat die Giraffen-Idee entwickelt. Zur Zeit wird der Betrieb mit zirka 40 Mitarbeitern von Heidi Buyum, der Tochter des Entwicklers und Firmengründers, geleitet. Man baut in Amerika ungefähr 50 Giraffen im Jahr. Dazu noch eine ziemlich einfache Version eines Forsttraktors als Mulcherträger, der ebenfalls mit Rad- oder Raupenantrieb erhältlich ist, immer nach Wunsch des Kunden.
Wer setzt die Giraffe wo ein?
In Frankreich sind es in der Regel Lohnunternehmer, die für den Stromleitungsbetrieb, also das Versorgeunternehmen, die Trassen freischneiden. Auch Bahntrassen werden von den Unternehmern mit der Giraffe gepflegt und freigeschnitten. Für enge Bahnanlagen wird gerne die Jarraff-Mini genommen, die in der Breite variabel ist. Von 90 Zentimeter bis drei Meter Breite kann die Radaufstandsbreite gewählt werden. Die Mini reicht allerdings nur knapp über 16 Meter hoch; die große Giraffe bringt es auf immerhin 23 Meter. Die kleine Giraffe ist mit einem schwächeren Motor ausgestattet, hat aber keine Fahrerkabine, denn sie wird über Funk ferngesteuert.
Seit vier Jahren sind Mark Offringa aus Utrecht/Niederlande und Vincent Rosier aus Tulle/Correze in der Region Limousin Jarraff-Importeure. Die beiden Unternehmer haben in den letzten vier Jahren nach eigenen Angaben in Europa insgesamt 30 Giraffen verkauft. Seit Januar ist als dritter Mann im Team Hans-Jürgen Werner aus Ohmden in Baden-Württemberg dazugekommen und für den deutschsprachigen Markt als Handelsvertreter zuständig. Werner machte für Forstmaschinen- Profi auch den Kontakt zu einem Jarraff Arbeitseinsatz in Frankreich, wo uns gleich zwei Giraffen in einem Versuchseinsatz vorgestellt wurden. Die französischen Lohnunternehmer arbeiten übrigens für nur ein Unternehmen, das die Stromtrassen als Monopolist betreibt. Man hat also einen Partner, der darum nur einmal von den Vorteilen einer Trassenpflege mit einer bestimmten Maschine überzeugt werden muß. Mittlerweile ist es fast schon Pflicht, so Hans-Jürgen Werner, bei Freischneide-Maßnahmen eine Giraffe einzusetzen, jedenfalls in Frankreich. Mit der Giraffe wird eine Art Lichtraumprofil-Freischnitt angelegt; das meistens sehr dünne Astmaterial fällt zu Boden und wird dann gemulcht, sobald die Arbeitsstelle von der Giraffe verlassen wurde. Bei genügend Anfall auf der Trasse würde sich vielleicht sogar die Aufarbeitung der Äste zu Hackschnitzeln lohnen. Aber in der Regel ist das Material zu dünn, so daß es wohl weiterhin gemulcht wird.
Mit der Jarraff wird vertikal geschnitten, und zwar von oben nach unten. Das Sägeblatt tiltet zu jeder Seite 40 Grad, so ermöglicht man den Schnitt in die Krone hinein, zum Beispiel für die Kappung der Krone. Das geht nur sehr langsam voran und leider tiltet die Fahrerkabine gleich mit ... Bei einem „normalen“ Kappeinsatz lassen sich vermutlich mehr Meter machen. Das erzählt uns jedenfalls Mark Offringa, der sogar meint, daß unter idealen Bedingungen und einem gut eingearbeiteten Fahrer zwei Kilometer Trasse freizuschneiden sind. Wobei Offringa betont, daß das Minimum sich bei hügeligem Gelände bei einem Kilometer Freischneide-Strecke pro Tag liegt. Man soll sich allerdings nicht der Hoffnung hingeben, daß die Giraffe auch bei der Baumpflege bedingungslos einzusetzen ist, so wie es uns hier gezeigt wird. Sie ist dafür nicht gedacht; bei der Giraffe handelt es sich um eine Maschine, die für großflächige Schnitte aufgebaut ist, und nicht für den präzisen Einzelschnitt. Man kann damit zwar einzelne Bäume von oben angefangen herunterschneiden, das ist aber nicht Sinn der Sache. Wir haben uns diesen Arbeitseinsatz in ein paar Kiefern auf einer Weide in der Region Tulle angesehen. Der Einsatz mit der großen Giraffe scheint nicht sehr fahrerfreundlich zu sein. Da der Ausleger sich zusammen mit der Kabine bewegt, ist das für den Fahrer vermutlich eine Tortur. Nicht bei einer Stunde Arbeit mit dem Teil, aber acht Stunden am Tag ist dieses Gewackel vermutlich nicht ohne bleibende Schäden auszuhalten. Diese Anordnung sollte für den deutschen Markt geändert werden. [...]
Dieter Biernath
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe September 2013 FORSTMASCHINEN-PROFI erschienen.
www.machinesforestieres.com
www.jarraff.com