Der schwedische Forstunternehmer Börje Dahlgren bearbeitet jährlich rund 3.000 Hektar
Mit ganzen drei Stundenkilometern Fahrgeschwindigkeit zieht der Rückezug Tigercat 1075 C seine Bahnen in dem Waldstück bei Södertälje in Schweden. Am Heck des Rückezugs ist ein Scheibenpflug angebaut; hin und wieder hört man das metallische Scheppern, wenn die Scheiben über die reichlich vorkommenden Stein- und Felsformationen im Boden kratzen.
Dem Besucher bietet sich hier ein typisch schwedisches Waldbild. Vereinzelt stehen noch Überhälter auf der Fläche, dazwischen Ecken mit Moosbewuchs, die feuchteren Stellen weisen einen Binsenbewuchs auf. Hier und da ist ein Anflug von Birken eingestreut, weitere unbestimmte Laubhölzer sind auch auf der Fläche zu finden. Eine Kiefer-Naturverjüngung ist nur spärlich vorhanden. Darum soll hier demnächst von Hand gepflanzt werden. Heute wird die Fläche mit einem Bracke Scheibenpflug auf die Pflanzmaßnahme vorbereitet. Dieser Pflug besitzt zwei Scheiben, die dementsprechend auf die Bodenverhältnisse in Breite, Anpressdruck und Tiefe eingestellt werden können. Mit den rotierenden Scheiben wird der Boden in zwei Furchen so umgedreht, dass Humus auf Humus zu liegen kommt und ein Teil des Mineralbodens obenauf liegt. In dieses Gemisch werden dann die jungen Pflanzen gesetzt, die durch dieses Pflanzverfahren nachweislich bessere Startchancen haben.
Das Prinzip Scheibenpflug
Die Philosophie des Prinzips Scheibenpflug oder Hochleger besteht darin, dass man erst einmal eine „nackte“ Pflanzfläche schafft, also ohne störende Konkurrenzvegetation. Der Hochleger schafft durch seine Arbeitsweise festgelegte Pflanzplätze, dem Pflanzer bleibt also keine Wahl; er muss die Pflanze auf den vom Hochleger geschaffenen Hügel setzen. Beim Prinzip Scheibenpflug kann er wählen, wo er die Pflanze hinsetzt, der Pflugstreifen bietet ihm auf der gesamten Länge eine Auswahl. Wobei der Hochleger zwar nur einzelne, dafür aber präzisere Hügel erzeugt. Nach dem Pflanzvorgang steht die Pflanze auf ihrem „Feldherrnhügel“ höher als die Konkurrenzvegetation auf der Kahlfläche. Das hilft der jungen Pflanze gerade in ihren ersten Jahren schon mal über den Berg. Ein weiterer großer Vorteil bei diesem Verfahren ist die kompostierende Masse aus der umgeklappten Humusschicht, die umgedreht auf der unteren Humusschicht liegt. Dort entsteht durch den Kompostierungsvorgang zwischen den aufeinanderliegenden Schichten einmal Wärme für den Setzling, dann aber auch hochwertige Nahrung in Form von Dünger, der nach und nach durch den Kompostierungsprozess freigesetzt wird. Die Pflanze steht in der Mitte des Pflugstreifens auch sehr sicher vor zu viel Niederschlag, sie kann also nicht mehr so schnell „absaufen“. Versuche haben deutlich gezeigt, dass die Pflanze, die in der Mitte dieses hochgelegten Hügels beziehungsweise des hochgepflügten Streifens gesetzt wird, die Mitbewerber, die in der Schräge, in der Pflugfurche, oder einfach nur auf der Freifläche gepflanzt werden, schon in den ersten Jahren des Wachstums um Längen überflügelt. In der Regel wird nach dem Einsatz des Scheibenpflugs oder des Hochlegers „händisch“ gepflanzt. Bevorzugte man früher die sogenannte Paperpot-Pflanzung, ist man heute davon abgekommen, denn die Hülle der Papiertöpfe verursachte bei der Wurzelentwicklung der jungen Pflanzen Probleme. Heute pflanzt man immer noch mit dem vom Paperpot-Verfahren her bekannten Pflanzrohr, verwendet dafür aber sogenannte Containerpflanzen, bei denen die Wurzeln in komprimierter Erde sitzen und darum ebenso gut mit dem Rohr ausgebracht werden können. Auch die unterschiedlichsten mechanisierten Verfahren sind bekannt, in denen die Pflanzen in großen Magazinen an Kranauslegern sitzen und in die vorbereitete Erde gebracht werden. Aber auch die Methode mit der wurze nackten Pflanze wird überall in Schweden bei der Hügelpflanzung angewendet, wie es zur Bodenbeschaffenheit und zum Umfeld passt. [...]
Dieter Biernath
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe FORSTMASCHINEN-PROFI Oktober 2018 erschienen.