Die neue Rückewagen-Hacker-Mulden-Kombination von Forsttechnik Koch ist vielfältig einsetzbar
Wieder einmal hat es Volker Koch geschafft: Eine von ihm gebaute Neuentwicklung wird ausführlich in Forstmaschinen-Profi vorgestellt. Während es beim letzten Mal um ein Schnellwechselsystem für Rückeanhänger ging (siehe Ausgabe August 2009), ist die ganze Sache jetzt deutlich komplexer. Das neueste Projekt aus der Koch’schen Ideenschmiede befaßt sich mit der Hackschnitzelproduktion und -logistik – ein Thema, das seit Jahren stetig an Bedeutung gewinnt.
Basis ist auch bei diesem Gerät ein Rückewagen des finnischen Herstellers Farmi, dessen Produkte Forsttechnik Koch aus Klocksin bei Waren (Müritz) importiert. Für die „Vario 121 – Hacker-Kran-Hochabkippmulde“ (so heißt das neue System tatsächlich) kommen dann auch mehrere Farmi-Komponenten zum Einsatz. Die Idee, einen Hacker auf einen Rückewagen zu bauen, geistert im Hause Koch schon längere Zeit herum. Bisher wurde eine ernsthafte Planung jedoch wegen der zu erwartenden Probleme nicht in Angriff genommen. Das änderte sich, als Konrad Sündermann, Inhaber der Energieholz Waren GbR aus Waren, an Volker Koch herantrat und nach einem solchen Fahrzeug fragte. Keine Frage, daß Koch sich umgehend an die Planung machte.
Als Grundfahrzeug wählte er den Rückewagen Vario 121 – keine schwierige Entscheidung, schließlich ist dieser Typ mit 13 Tonnen Nutzlast der stärkste Rückeanhänger im Farmi-Programm. Für seinen neuen Einsatzzweck bekam er eine 40-km/h-Zulassung spendiert, schließlich sollte das Projekt nicht an ungenügender Geschwindigkeit auf öffentlichen Straßen scheitern. Auch der passende Hacker war schnell gefunden, natürlich stammt auch er von Farmi. Der CH 260 HF-EL ist ein Scheibenhacker mit einer 26 mal 32 Zentimeter großen Einzugsöffnung. Zwei hydraulische Einzugswalzen versorgen die 105-Zentimeter-Hackscheibe mit genügend „Futter“. Fehlte noch ein anständiger Kran. Welches Fabrikat? Richtig, Farmi. Als stärkster Kran im Sortiment kann der HK 6185 mit 8,50 Meter Reichweite und 61,5 Nm Brutto-Hubmoment punkten. Und was ist mit der Mulde? So etwas gibt es ja leider nicht bei Farmi ...
Spezialisten liefern die Komponenten
Wie bereits beim Schnellwechselsystem vertraut Volker Koch auch bei dieser Maschine auf die Fähigkeiten der Firma Aufbauten-Service Mielke aus Waren. Das Ergebnis ist eine Hochabkippmulde mit 15 Kubikmeter Fassungsvermögen. Platz wäre wohl sogar für eine 18-Kubikmeter-Mulde, schätzt Volker Koch, doch dem Kunden genügt die kleinere Variante. Die Überladehöhe beträgt 260 Zentimeter, wodurch 40-Kubikmeter-Container problemlos befüllt werden können. Bereits bei seinen ersten Überlegungen für dieses Projekt war Koch klar: Das schreit geradezu nach einer Wechsel-Lösung. So ist es schließlich auch gekommen, sowohl Hacker als auch Container sitzen auf speziell angefertigten Konsolen. Sie lassen sich in die Rungentaschen des Rückewagens setzen und jederzeit wieder demontieren. Dann braucht man nur die Rungen wieder hineinzustecken und kann ohne Einschränkungen Holz rücken. Die Umrüstung soll nur rund 45 Minuten dauern, das Auf- und Absetzen der Komponenten erledigt der Fahrer mit dem Rückewagen-Kran.
So weit, so gut. Doch ein wesentliches Problem mußte noch gelöst werden: der Hacker-Antrieb. Konrad Sündermann hatte von Beginn an klargemacht, daß er keine Gelenkwelle möchte; stattdessen sollte die Kraftübertragung hydraulisch erfolgen. Gelenkwellen großer Länge haben prinzipbedingte Nachteile, allen voran die Vibrationen. Sie erhöhen die Belastung aller Bauteile und nerven den Bediener. Eine Welle benötigt aber auch Platz; Durchbrüche in Rahmen, Stirngitter und/oder anderen Komponenten wären die Folge. Nicht zuletzt ist ein schnellrotierendes Bauteil auch unter Sicherheitsaspekten bedenklich.
Mit der Erarbeitung eines Hydraulik-Konzepts wurde die Lippold Mecklenburg Vorpommern GmbH aus Neubrandenburg beauftragt. Diese Firma hat reichlich Erfahrungen mit Schiffs-, Industrie- und Pressenhydraulik sowie Hydrauliklösungen für Stahlwasserbau und Bauwirtschaft. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus: Die Traktorzapfwelle treibt ein Getriebe an, welches zusammen mit drei Hydraulikpumpen auf der Deichsel des Rückewagens montiert ist. Getriebe und Pumpen können auf ihre Soll-Drehzahl gebracht werden, ohne daß sich die Hackscheibe dreht. Sie wird hydraulisch zugeschaltet und läuft deshalb wunderbar sanft an; die große Schwungmasse einer Hackscheibe in Bewegung zu setzen, ist bei mechanischen Lösungen ein echtes Problem. Die drei Pumpen versorgen jeweils einen eigenen Ölkreislauf: einer für die Hackscheibe, einer für die Einzugswalzen und ein dritter für den Ölkühler. Der Kühlkreislauf würde sich bei kritischen Öltemperaturen selbsttätig zuschalten. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn bisher gab es diesen Fall nicht – was wohl auch am großen Hydrauliktank liegt. Trotz seines üppigen Volumens von 140 Liter findet er zwischen Kran und Prallgitter Platz.
Eine echte Allzweck-Waffe
Das neue Hackerfahrzeug besticht durch seine Vielseitigkeit. Dies beschränkt sich nicht nur auf die Option, jederzeit wieder Holz rücken zu können, denn auch mit Hacker-/Muldenaufbau gibt es unzählige Einsatzmöglichkeiten. Die Energieholz Waren GbR beschäftigt sich mit Energieholzgewinnung sowie waldbaulichen- und Garten-Landschaftsaufgaben. Zu den beiden bereits vorhandenen Hackern mit 50 Zentimeter großem Einzug ist das neue Fahrzeug eine passende Ergänzung. Möglich sind hiermit beispielsweise Einsätze bei Sicherheitsfällungen oder im Straßenbegleitgrün, aber auch zur Energieholzgewinnung bei Durchforstungen. Denkbar wäre auch, die Maschine mit einem Fällgreifer auszurüsten und Durchforstungsarbeiten inklusive Hacken in einem Arbeitsgang auszuführen.
Bei unserem Besuch ist der Hacker in einem Wohngebiet in Waren zugange. Auf einem Grundstück war ein Gefahrbaum gefällt worden. Wegen sehr schmaler Straßen wäre ein Abtransport im Ganzen oder in Abschnitten kaum möglich gewesen. Das wendige Traktor-Rückewagen-Gespann kann Karl Saweliew, Angestellter der Firma Energieholz Waren, jedoch problemlos an den Einsatzort manövrieren. Mit der elektro-hydraulischen Steuerung mit verlängertem Kabel – Funksteuerung wäre natürlich möglich, wollte der Kunde aber nicht – als „Bauchladen-Ausführung“ kann Saweliew den Kran stets von dort bedienen, wo er die beste Übersicht hat. Die Steuerung läßt sich auch in der Kabine befestigen – für Rückearbeiten oder zum Hacken bei schlechtem Wetter.
www.forsttechnik-koch.de
Jan Biernath