Hanseatic Treework setzt einen Teleskoplader mit sägendem Eigenbau-Fällgreifer ein
Als Ergänzung zu Spezialfällungen per Hubsteiger und Baumkletterer setzen Unternehmen immer häufiger Langstielbagger mit Fällkopf ein, wesentlich seltener begegnen einem echte Fällkrane auf Lkw-Fahrgestell. Beide Maschinenarten sagten der Firma Hanseatic Treework nicht vollständig zu, so daß die Bremer kurzerhand ein eigenes Gerät auf Basis eines Teleskopstaplers herstellten – samt dazu passendem Fällkopf.
Die eierlegende Wollmilchsau existiert auch unter Fällmaschinen nicht, stellt Olav Johswich gleich zu Beginn unseres Besuchs klar: „Hoffentlich komme ich mit dem City-Logger hier wieder raus ...“ Der geschäftsführende Gesellschafter der Bremer Hanseatic Treework Johswich und Schwarz GbR sitzt regelmäßig am Steuer der grünen Eigenentwicklung. Was dem 40jährigen Sorge bereitet, ist der Zustand des einzigen Waldwegs, der an diesen Einsatzort führt. Das Problem ist das selbe wie in vielen Wäldern: Es ist einfach viel zu naß. Breitreifen, sechs oder acht Räder, Bogiebänder, Raupenketten – das ist alles Technik, die hier helfen kann, doch um die Geländegängigkeit des City-Logger ist es nicht besonders gut bestellt. Das liegt an der gewählten Basismaschine, der Merlo 40.25 ist als Teleskopstapler eher für festen Untergrund konzipiert. Eine Differentialsperre sucht man an dieser Maschine vergebens. Zwar hatte Merlo eine Hinterachs-Sperre im Angebot, doch 2009 hielten die Bremer diese Ausstattung für entbehrlich und schlugen daher bei einer sofort verfügbaren Neumaschine ohne Sperre zu. Auch die Reifen sind laut Johswich zu hart für weiche Böden. Gut, eine geländetaugliche Bereifung ließe sich bestimmt finden, doch für die Bremer spielen die Offroad-Fähigkeiten eh eine untergeordnete Rolle. Wie der Name bereits vermuten läßt, soll der City-Logger seine Stärken vor allem im städtischen Bereich ausspielen. Hier punktet die Maschine mit ihrer Wendigkeit: Mit 240 Zentimeter Breite und rund sieben Meter Länge müssen auch enge Gassen nicht zwangsläufig das Ende bedeuten. Auch das relativ geringe Gewicht von 16 Tonnen ermöglicht die Anfahrt zu Einsatzorten, die mit schweren Baggern oder Kranwagen nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand erreichbar wären, beispielsweise Zufahrten von Privatgrundstücken, die oft nicht für große Lasten ausgelegt sind.
Außerdem kommt dem City-Logger seine Mobilität zugute: Seine 40 km/h Höchstgeschwindigkeit wirken zwar bescheiden gegen die 80 Sachen eines Kranwagens, innerorts kommt man trotzdem flott von einem Einsatzort zum nächsten. Zu Einsatzorten, die mehr als 40 Minuten Fahrtdauer entfernt sind, wird der City-Logger per Tieflader gebracht, stundenlanges Gezockel auf der Landstraße ist weder wirtschaftlich noch imagefördernd bei anderen Verkehrsteilnehmern. Bagger beziehungsweise Umschlagmaschinen sind noch häufiger auf Unterstützung angewiesen: Ein Mobilbagger schafft nur 20 km/h, ein Raupenbagger wird bei Vollgas sogar von Fußgängern überholt – da werden auch kurze Fahrten zur Geduldsprobe. Ohne Hilfsmittel sind Raupenketten auf der Straße kaum zu gebrauchen, schon einmaliges Befahren kann die Oberfläche schwer in Mitleidenschaft ziehen. Als Lösung bieten sich spezielle Überzugs-Bänder mit Gummiauflage an („Street-Rubbers“) – die passen allerdings nicht an jeden Bagger und sind auch nicht ganz billig.
Kann man mal machen:
Mit dem City-Logger ins Gelände
Unbestritten hat so ein Raupenbagger als Trägerfahrzeug auch seine Vorteile, allen voran die Geländetauglichkeit – wo diese Maschine noch locker zurechtkommt, braucht man es mit einem Lkw-Fällkran gar nicht erst zu versuchen. Das gilt in gewisser Weise auch für den City-Logger; der kann aber immerhin permanenten Allradantrieb und sein geringes Gewicht in die Waagschale werfen – ein Fäll-Autokran bringt es locker auf das zwei- oder dreifache Gewicht.
Bei unserem Besuch ist der City-Logger in der Nähe des niedersächsischen Ortes Unterstedt im Landkreis Rotenburg (Wümme) im Einsatz. Hier verläuft die Bahnstrecke Verden-Rotenburg, an der Hanseatic Treework im Auftrag der Deutschen Bahn arbeitet. Auf einer Länge von 25 Kilometern sind die Bremer für die Herstellung einer für den Bahnverkehr sicheren Strecke verantwortlich. Seitens der Bahn wurden 3.140 Bäume zur Bearbeitung selektiert, die entweder mangelnde Standsicherheit beziehungsweise erhöhte Bruchgefahr oder zu geringen VDE-Abstand aufweisen. [...]
Jan Biernath
www.die-kletterer.com
www.merlo.de
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe FORSTMASCHINEN-PROFI Mai 2015 erschienen.