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Am Fahrgestell arretierte Achsen wirken bei abgesenkten Stützen als zusätzliche Gewichte.

Die MB Baumdienste setzen seit Dezember ihren neuen Tree Trimmer von Doll ein

Das Trägerfahrzeug ist eigentlich von der Stange: ein Tadano-Faun mit drei Achsen und Allrad. Alles oberhalb des Fahrzeugrahmens dagegen ist Spezialbau von Doll. Denn aufgebaut auf dem Faun-Lkw befindet sich ein Fäll-System bestehend aus einem 24-Meter-Kran mit montiertem Fällaggregat. Definitionsgemäß dürfte man den Begriff Kran hier eigentlich nicht verwenden. Es fehlt dazu der klassische Greifer. Sein System nennt Matthias Bauer, Eigentümer von MB Baumdienste, deshalb Baumfällmaschine, und Bäume fällen kann es – 2.300 Stück an neun Tagen.

Als konsequent kann man wohl Matthias Bauer bezeichnen. Er ist Diplom-Forstwirt und gründete vor über 30 Jahren, als  erst 18jähriger Student, seine Firma MB Baumdienste, die heute 40 Mitarbeiter beschäftigt und einen Maschinenpark mit 40 Maschinen unterhält.

Früh schon ging Bauer also konsequent seinen Weg als Forstunternehmer und konsequent war auch seine Maschinenwahl. Seit dem Jahr 2004 ist bei MB Baumdienste ein Zweiachs-Lkw von Liebherr Typ 1025 mit 23-Meter-Ausleger mit Fällaggregat im Dienst. Die Idee zu dieser Baumfällmaschine, wie Matthias Bauer sie nennt, stammt vom schweizer Forstdienstleister „fällag ag“, und gemeinsam mit der Firma Doll entstand dieses Fällsystem. Drei Exemplare wurden gebaut, wovon später eines die MB Baumdienste gebraucht übernahm. Auf den Geschmack gekommen, gab MB Baumdienste im Jahr 2009 bei Doll ein weiteres Fällsystem in Auftrag, diesmal aber auf einem Dreiachser, da für diesen mit seiner geringeren Achslast leichter Fahrgenehmigungen zu bekommen sind. Das fertige Ergebnis heißt Tree Trimmer, fällt seit Dezember 2010 munter Bäume und das auf beeindruckende Art.

mb-aggregatDas Trägerfahrzeug ist ein Faun ATF 50G-3. Darauf aufgebaut: ein Drehkranz, darauf eine Kabine und eine Kransäule mit Teleskopkran plus Aggregat mit Zange. Das Aggregat ist fest montiert, also nicht pendelnd. Im Faun pocht ein Sechszylinder-Diesel von Mercedes-Benz mit 326 PS bei 2.200 Umdrehungen pro Minute. Für den Faun als Trägerfahrzeug sprachen einige Gründe: Im Straßenbetrieb wird der Faun über die erste und dritte Achse bewegt und kann so mit einer Geschwindigkeit bis 85 km/h rasch umgesetzt werden. Das Zwölfgang-ZF-AS-Tronic-Getriebe, ein mechanisches Schaltgetriebe mit elektronisch-pneumatischer Trockenkupplung und vollautomatischer Schaltung, läßt aber auch extreme Langsamfahrten im Rangierbetrieb zu. Da alle drei Achsen gelenkt werden können, ist der Faun sehr wendig. Natürlich ist auch Allrad möglich, also Sechsrad-Antrieb, der über einen pneumatischen Geberzylinder mechanisch zugeschaltet wird. So ist das Fahrzeug auch gut für Geländefahrten gerüstet, was die Differentialsperren für alle drei Achsen sowie eine Längssperre zwischen Vorder- und Mittelachse unterstreichen.

mb-faun_vornDer Waldstraße entgegengepumpt

Sogar steile Waldstraßen soll der Faun erklimmen können. Der Hub der Federzylinder kann um etwa 60 Zentimeter variiert werden. Durch diese Neigungsverstellung läßt sich der Faun seitlich sowie vorne und hinten nivellieren, womit der vordere Böschungswinkel von 18 Grad weiter erhöht werden kann. Der Faun wird der steilen Kurve sozusagen entgegengepumpt. Das Fahrzeug punktet außerdem mit hoher Standfestigkeit. Dessen Achsen können am Fahrgestell arretiert werden. Heben die hydraulischen Vier-Punkt-Teleskopabstützungen dann den Faun an, wirken die Achsen als extra Standgewicht. Mit zusätzlich blockierten hydropneumatischen    Federzylindern rührt sich nichts mehr im Fahrgestell, und das 30-Tonnen-Trägerfahrzeug transformiert zur unkippbaren Basis für die Arbeiten mit dem Ausleger. Dazu kommt der im Vergleich zu einem herkömmlichen Lkw-Fahrgestell niedrige Schwerpunkt. „Bevor uns der Kran umfällt, bricht er uns ab“ – so beschreibt Matthias Bauer die hohe Stabilität des Trägerfahrzeugs. Bauer ist stolz auf seinen Tree Trimmer, das merkt man ihm schnell an. Schließlich ist er auch ein Pionier auf diesem Gebiet. Das System ist in Deutschland einzigartig, nur in der Schweiz arbeitet noch ein Tree Trimmer der neuen Generation. Pionierleistungen haben aber auch ihren Preis. Während der Faun im Grunde ein Fahrzeug von der Stange ist, kostet der Aufbau das eigentliche Geld. Rund eine Million mußte Bauer für das komplette System hinblättern. Angesichts dieser Summe sind die 300 Euro pro Maschinenarbeitsstunde, die Bauer für sein System verlangt, mehr als fair.

24-Meter-Ausleger

Aber der Aufbau hat es in sich: Bis auf 24 Meter in der Höhe und 21 Meter seitliche Auslage bringt es der zweifach teleskopierbare Ausleger plus Aggregat. Dieser unterscheidet sich bezüglich der hohen Steifigkeit und des geringen Schwingungsverhaltens deutlich von einem Mobilkran-Teleskop. Der Ausleger eines Mobilkrans könnte, so Matthias Bauer, wegen der hohen Taktung und der großen Lasten bei Baum-Aufnahme und -Ablage in Schwingung geraten.
Montiert ist das Tree-Trimmer-Teleskop auf einer Kransäule, die über zwei Hubzylinder aus der halbwaagerechten Transportstellung in eine senkrechte Arbeitsstellung gebracht wird. Liegt der Ausleger in der Transportstellung auf einer Höhe von 3,8 Metern, so wird er für den Einsatz um zirka 1,5 Meter angehoben. Von diesem höheren Niveau kann auch bequem bergab gearbeitet werden, da der Ausleger so auch über 45 Grad unter Flur schwenken kann. Bäume, die sonst bergab gefällt und dann aufwendig hochgeseilt beziehungsweise beim Fällvorgang angehängt werden müßten, können vom Tree Trimmer gefällt und bergauf bugsiert werden – in einem Arbeitsgang. Bis zu 1,5 Tonnen Last bei voller Auslage hält die Baumfällmaschine, und wenn es sein muß, auch stundenlang. Alle Hydraulikzylinder sind nämlich mit Sperrventilen ausgestattet. Würde beispielsweise der Schlauch des Zangen-Hydraulikzylinders unter Last platze, schlösse sofort das Ventil, um zu verhindern, daß sich die Zange öffnet. Bis zu 110 Zentimeter dicke Bäume packt die Aggregat-Zange und bis 80 Zentimeter Durchmesser sägt sie diese auch.

Beweglichkeit als große Stärke

Die große Stärke des 1,5 Tonnen schweren Aggregats liegt in seiner Beweglichkeit. So garantiert der Endlosrotator Drehbewegungen in jede Richtung und die doppelt ausgelegten Neigezylinder am Aggregat kippen ganze Bäume mit solch graziler Kraft, als würde der Riese Rübezahl eine Rübe in seiner Faust drehen. Aber während der Riese aus dem Märchen seine Wurzelgewächse zwischendurch verschlingt, legt der Tree Trimmer seine Bäume derart sorgsam und ordentlich ab, daß man die Haufen direkt liegenlassen möchte. Geht aber nicht: Der aktuelle Einsatzort des Tree Trimmers liegt an einer Bundesstraße. Ein Kilometer weiter die Straße hoch steht ein Bruks-Hacker und verschlingt am Ende die Bäume doch, und zwar alle. Hier offenbart sich ein weiterer Vorteil des Systems: Da die Bäume beinahe sanft abgelegt werden, entsteht praktisch kein Kronenbruch. Das Holz kann im Ganzen in den Hacker geführt werden, ohne mühsam alle Bruchstücke einsammeln zu müssen. Die erwähnte Straße ist die B 270. Sie verbindet Kaiserslautern mit Pirmasens im südlichen Rheinland-Pfalz. Wenige Kilometer vor der Stadt Pirmasens beginnt eine einseitige Vollsperrung der Bundesstraße, der Asphalt wird erneuert. Diese Chance wollte sich das dortige Forstamt Westrich nicht entgehen lassen und nutzte diese Maßnahme für eine eigene. Seit Jahrzehnten ungepflegt, konnte der Baumbestand auf der Straßenböschung nun durchgearbeitet werden. Lediglich auf einem kurzen Teilstück der Straße mußte eine eigene Sperrung errichtet werden. Michael Bach, Technischer Produktionsleiter (TPL) des Forstamts, kalkulierte anfänglich einen Seilschlepper mit Umlenkrolle sowie einem armen Teufel, der die Rückemittel immer wieder 20 Meter die Böschung hätte hinaufschleifen müssen. Das Problem war nämlich der kaum erschlossene Rückraum des Bestandes. Die Maschine hätte somit größtenteils auf der Straße stehen müssen, um von dort über die Umlenkung die Bäume in den Bestand zu ziehen. Dazu käme noch die Teilsperrung beider Spuren, da ein Sicherheitsabstand von doppelter Baumlänge vorgeschrieben ist. Ergebnis der Kalkulation war die Erkenntnis: Das angedachte Vorgehen würde (zu) viel Geld kosten, eine andere Lösung mußte her, und die hieß Tree Trimmer. Abgesehen von dem drei- bis viermal schnelleren Arbeitsverfahren im Vergleich zu einer Seilmaschine, verfügt der Tree Trimmer über einen entscheidenden Pluspunkt, der selbst die Berufsgenossenschaft (BG) überzeugte: Da das Aggregat jedes abgeschnittene Baumteil sicher halten und ganz gezielt in jede Richtung drehen und ablegen kann, ist ein Arbeiten unmittelbar neben dem fließenden Verkehr möglich. Wie sicher das Verfahren ist, zeigen die Unfallzahlen: Das Vorgängermodell, also das gleiche System aufgebaut auf einem Zweiachser, wurde dreimal gebaut. Ingesamt arbeiteten diese drei Maschinen 45.000 Betriebsstunden in den letzten zwanzig Jahren. Laut Matthias Bauer gab es in dieser Zeit nur einen Unfall. Die wahren Gefahren lauern also weniger bei der Technik als vielmehr im Wald. So trat kürzlich ein Abstocker der Firma in ein Wespennest, und weil Wespen kein Sicherheitsventil besitzen, stachen die auch zu. Die Grundvoraussetzung für die sichere Arbeit mit dem Tree Trimmer ist, wie überall, gute Mitarbeiter zu haben. Der erfahrene Steuermann an Bord der Maschine heißt Klaus Falk. Seit sieben Jahren arbeitet der 43jährige bei MB Baumdienste und kennt seit über acht Jahren das System. Er lenkt den Faun und betätigt aus der Kabine heraus den Tree Trimmer. „Ich achte immer darauf, daß der Ausleger möglichst kurz ist beim Ablegen der Bäume“, gibt Falk Auskunft über seine Arbeitsweise. Außerdem weiß er eben, wieviel Last er seinem Ausleger zumuten kann. Sollte ein Baum wirklich mal zu schwer sein, kann ihn Falk über seinen verlängerten „Teleskop-Arm“ gezielt in den Bestand und aus der Gefahrenzone drücken. „Kam aber seit vielen Jahren nicht vor“, sagt Falk. Falk sitzt eben immer am längeren Hebel. Der Ausleger des Tree Trimmers ist ohnehin der Clou. Da der Faun derart sicher auf dem Boden steht, wird für den Ausleger kein Kontergewicht benötigt, wie es zum Beispiel bei einem Mobilkran der Fall ist. So ragt hinter dem Ausleger nichts in die Straße. Sogar Lkw können unmittelbar an der Maschine vorbeifahren, ohne daß die Gefahr einer Kollision besteht. Selbstverständlich wird die Baustelle auch immer sauber vorbereitet. Bevor der Tree Trimmer überhaupt bewegt wird, begehen Mitarbeiter der MB Baumdienste die Baustelle und machen anhand einer mit der BG abgestimmten Checkliste eine Gefahrenanalyse. So wird nicht nur der Zustand der Bäume bewertet, sondern zum Beispiel auch Bahntrassen oder Telefonleitungen in die Planungen miteinbezogen. So vorbereitet, weiß das Arbeitsteam, was auf es zukommt. In diesem Fall sollen auf 20 Meter Breite der Hauptbestand aufgelichtet werden, der Unterstand aber weitgehend bestehen bleiben. Ausgezeichnet wurde durch den zuständigen Förster. Die Straße an der Baustelle kann bei Bedarf, also besonders kniffligen Bäumen, via Ampel und Mitarbeitern des Forstamtes gesperrt werden.

Einweiser ist zweites Augenpaar

Das Arbeitsteam besteht aus dem Maschinisten und einem Einweiser, der gleichzeitig die Aufgaben des Abstockers übernimmt. Für diese Baustelle ist das Andreas Niebergall. Er ist sozusagen das zweite Augenpaar des Systems. Was der Fahrer Falk aus der Entfernung nicht klar einschätzen kann, sieht Niebergall. Er beurteilt jeden Baum und kündigt mögliche Gefahrenquellen über Helmfunk an. Beispielsweise warnt er vor Zwieseln, die Klaus Falk unbemerkt mit seinem Greifer auseinanderdrücken könnte oder er bestätigt, daß der Greifer sauber den Baum umschlossen hat und gesägt werden kann. Von seiner Kabine aus und mit geschultem Auge erfaßt Falk aber einen Großteil der Gegebenheiten selber. Meist fährt er zielgenau das Teleskop ungefähr an die Mitte des Baumes aus, packt zu und schneidet die obere Baumhälfe ab. Nun hält der ausgestreckte Ausleger den Baum am Greifer senkrecht in die Höhe. In dieser Position zieht Falk das Teleskop ein, dreht über den Drehkranz Kransäule und Kabine auf die schon baumfreie Böschungsseite und legt das Grünzeug auf ordentliche Haufen. Dann folgt die untere Hälfte des Baumes auf die gleiche Art. Fehlt Falk die rechte Sicht auf den Stock, übernimmt der Abstocker Niebergall den Fällschnitt, während der Stamm über das angesetzte Aggregat gesichert und nach Durchtrennung der letzten Faser abgehoben wird. Das hier stockende Schwachholz könnte auch mit nur einem Schnitt entfernt werden, doch speziell an diesem Arbeitsabschnitt verläuft hinter den Bäumen ein Weg. Damit keiner der abgelegten Bäume dort hineinragt, werden sie halbiert. Vom Fahrzeug aus werden so nach beiden Seiten auf 20 Metern die Bäume herausgepflückt wie Wiesenblumen. Hat Falk den Eindruck, ein Baumkandidat könnte bei der Fällung Probleme machen, hupt er zweimal kurz. Dann sperren Mitarbeiter des Forstamts kurz die Straße, bis der betreffende Baum abgelegt ist. Tatsächlich kann aber die meiste Zeit der Verkehr fließen. Ist die Reichweite des Auslegers ausgereizt, zieht Falk die Stützen am Faun ein und fährt das Fahrzeug 40 Meter vor – wohlgemerkt, das alles von der Kabine aus. Die Steuerung des Tree Trimmer geschieht über zwei Joysticks, der Faun wird über zwei kleine Steuerhebel gelenkt.

Mit diesem Arbeitsverfahren erreichen die beiden eine Leistung von etwa 120 bis 150 Bäumen am Tag beziehungsweise, wie hier im Schwachholz, 200 bis 300 Bäume. In neun Tagen bedeutet das auf rund vier Kilometern Strecke zirka 2.300 Bäume. Noch ein weiterer Tag ist eingeplant, dann zieht das Team nach Baden- Württemberg weiter. Nach Abschluß der Maßnahme durch MB Baumdienste fällen Mitarbeiter des Forstamts noch in einem letzten Durchgang einzelne instabil gewordene Bäumchen des Unterstands. Dann kann der Bestand an der B 270 wieder die nächsten Jahre wachsen.

www.mb-baumdienste.de
www.doll-oppenau.com


JULIAN DELBRÜGGE

Dieser Bericht ist in der Ausgabe Forstmaschinen-Profi 08-2011 erschienen.

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