Die Firma Hüttmann setzt auf nicht alltägliche Maschinen
Die Firma Hüttmann aus Soltau ist kein Forstbetrieb im klassischen Sinn, sondern entwickelte sich vom reinen landwirtschaftlichen Lohnunternehmen auch zu einem Experten rund um das Thema Hackschnitzel-Produktion. Heute fertigen die Niedersachsen sogar eigene Hack- und Kup-Ernte-Maschinen – und ein Fällaggregat, den FKG 650. Dieses wird auch im eigenen Forstbetrieb eingesetzt, unter anderem an einer in Europa äußerst seltenen Trägermaschine: einem 300 PS starken Timberpro-Forwarder. Diese Kombination bewährt sich seit über 2.000 Stunden in der Praxis; FORSTMASCHINEN-PROFI sah sich einmal an, was dieses deutsch-amerikanische Duo so kann. außerdem durften wir Hüttmann-Mitarbeitern bei der arbeit mit einem ungewöhnlichen Hacker auf Claas-Xerion-Basis sowie einem nagelneuen John-Deere-Forwarder, der mit Rungenkorb-Verlängerung, Polterschild und Epsilon-Kran auf die besonderen anforderungen der Energieholzernte zugeschnitten ist, zusehen.
Mitte Mai in einem Bestand des Forstamtes Seesen. Ein echter Exot arbeitet sich durch den Wald. Er hat 300 PS, einen riesigen Rungenkorb und bewegt sich auf vier Bogieachsen mit ebenso vielen Bändern vorwärts. Doch das geerntete Holz mag so gar nicht zu dieser mächtigen Maschine und ihrem martialischen Aussehen passen, es mißt nämlich nur etwa fünf bis 40 Zentimeter im Durchmesser. Außerdem erntet der Fahrer Frank Hohendorf zwar die Bäume, rückt sie jedoch nicht, sondern legt sie in Rauhbeugen ab. Was steckt dahinter?
Mit seinem endlos drehbaren Oberwagen, dem kantigen Design und dem neben der Kabine angebrachten Ausleger halten viele den Timberpro 810B für einen Bagger, doch „das ist ein waschechter Rückezug“, meint Hohendorf. Der 38jährige ist seit 15 Jahren bei der Firma Hüttmann beschäftigt und arbeitet seit rund anderthalb Jahren mit diesem Timberpro, den Hüttmann in Kooperation mit der Firma Wrogemann aus Celle betreibt. Im Forstamt Seesen führt er derzeit die Erschließung des Bestandes durch. Wie bei der Firma Hüttmann üblich, soll das geerntete Holz später gehackt werden. Seesen liegt am nordwestlichen Harzrand, und so ist es hier durchaus schon etwas hügelig. Frank Hohendorf legt die Gassen bergauf an, damit der Forwarder später bodenschonend bergab rücken kann. Würde er sich das lange Energieholz direkt auf den Rungenkorb packen, müßte er vollbeladen rückwärts aus dem Bestand fahren – ein Ding der Unmöglichkeit. Nur bei einer sehr kurzen Gasse, bei der alles anfallende Material auf einmal auf die Ladefläche passen würde, könnte er das Holz auch rücken und hangseitig poltern.
Fällaggregat aus Niedersachsen ...
Zum Energieholzernter wird der 810B durch den FKG 650. Hierbei handelt es sich um ein Fällaggregat aus dem Hause HTM, einer Hüttmann-Schwesterfirma. Frank Hohendorf hat den FKG 650 mitentwickelt und kann rund 6.000 Stunden praktische Erfahrung damit vorweisen, davon fast 2.400 Stunden in Verbindung mit dem Timberpro. Das Aggregat ist seit rund drei Jahren am Markt, bisher wurden acht Exemplare produziert. Seine Erbauer geben ihm neben den obligatorischen Kneifarmen auch ein Sägeschwert mit auf den Weg, so daß er mit Bäumen bis 65 Zentimeter Stärke fertig wird. Bis etwa 15 Zentimeter Durchmesser setzt er den Kneifer ein, erklärt Hohendorf: „Es ginge auch etwas mehr, aber das würde auf Dauer die Haltbarkeit der Messer verringern.“ Bei kleinen Durchmessern, Zwieseln und Strauchwerk sind Messer jedoch deutlich im Vorteil, weiß Frank Hohendorf aus Erfahrung: Verwendet man bei diesem Material ein Sägeschwert, komme es häufig zum Abspringen der Kette oder gar zu verbogenen Schienen. Zum Halten, Sammeln und Manipulieren des Materials verfügt der FKG 650 über gleich zwei Drei-Zinken-Greifer von Cranab, die sich getrennt ansteuern lassen. [...]
Jan Biernath
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe Juni 2013 FORSTMASCHINEN-PROFI erschienen.