Neben klassischen Dienstleistungen realisiert das Forstunternehmen Timbercut mit einem Onlineshop für Schnittholz eine deutschlandweit wohl einmalige Wertschöpfungskette. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die durchgehende Digitalisierung der Betriebsorganisation.
Im traditionellen Holzgeschäft sind die Rollen der Akteure klar verteilt. Beginnend beim Forstbetrieb, der die Bäume erntet und grob aufbereitet, gelangen die Stämme ins Sägewerk und schließlich über den Holzhandel zum Kunden. Für alle Zeit festgeschrieben ist das allerdings nicht. Mit Blick auf das Angebot kleinerer, gegebenenfalls mobiler Sägewerke liebäugelt wohl so mancher Forstdienstleister mit dem Gedanken einer direkten Vermarktung von Schnittholz, um von der erweiterten Wertschöpfung zu profitieren. Das Problem ist der aufwändige Verkaufsprozess. Es gilt nicht nur, fortlaufend Kunden in einem größeren Umkreis zu akquirieren und das bestellte Holz entsprechend zuzuschneiden, sondern auch den Versand zu organisieren. Hinzu kommen Werbung, Kundenverwaltung, Rechnungslegung – eben alles, was zum Handel gehört. Unüberwindliche Hürden für ein Forstunternehmen mit wenigen Mitarbeitern, möchte man meinen.
Von der Ein-Mann-Firma zum modernen Dienstleister
„Doch es geht“, hält Justin Kollautz dagegen. Der Juniorchef des Forstdienstleisters Timbercut in Söllichau (Sachsen-Anhalt) betreibt einen Onlineshop mit Schnittholzkonfigurator. Im Timberstore können Kunden deutschlandweit nicht nur Forstartikel, sondern auch auf Maß zugeschnittene Kanthölzer und Bretter aus Eiche, Robinie, Kiefer und Lärche für individuelle Holzkonstruktionen erwerben und sich anliefern lassen. Ausgangsmaterial sind Baumstämme, die das Unternehmen bei Durchforstungs- und Pflegearbeiten für ihre Auftraggeber erntet und im betriebseigenen Wood-Mizer-Bandsägewerk verarbeitet.
„Mit unserem Ende 2020 gestarteten E-Commerce-Angebot sind wir ganz offensichtlich in eine Marktnische gestoßen. Mittlerweile liegt hier der monatliche Umsatz ohne große Werbung im mittleren fünfstelligen Bereich. Zwei Mitarbeiter wurden zusätzlich angestellt. Und wir erzielen Gewinne", freut sich der 27-Jährige über die positive Entwicklung. Neben ihm steht Vater Holm Kollautz und schmunzelt. Der Firmeninhaber ist froh über die Rückkehr des Juniors ins Familienunternehmen. Obwohl Justin seine Kindheit zu einem guten Teil zwischen Harvestern, Motorsägen und Rückezügen verbrachte, war das nach dem erfolgreichen Maschinenbaustudium in Mannheim und Braunschweig mit Masterabschluss, vor allem aber durch die anschließenden spannenden Jobs bei der Deutschen Bahn und VW Motorsport, keineswegs sicher. Zur Entscheidung Justins mag neben Heimweh beigetragen haben, dass Holm Kollautz seinem Sohn bei den Modernisierungsvorhaben weitgehend freie Hand lässt und den damit verbundenen Investitionen zustimmte. Der in einer Försterfamilie aufgewachsene Seniorchef war selbst erst zwanzig, als er das Unternehmen 1991 gründete, unmittelbar nach Abschluss seiner Ausbildung zum Forstwirt. Aus der Ein-Mann-Firma mit ausgemusterter DDR-Technik entwickelte sich in den zurückliegenden drei Jahrzehnten ein modernes Dienstleistungsunternehmen mit 19 Mitarbeitern. Den Maschinenpark bestimmen Forstmaschinen von John Deere. Bei den Harvestern sind das zwei 1070 und ein 1170, bei den Forwardern zwei 1210 sowie je ein 1010 und ein 1110. Hinzu kommen weitere Maschinen wie ein Kotschenreuther-Forsttraktor mit Frontpolter und Heckwinde, ein Radlader, ein Case-IH-Traktor für Anbaugeräte zum Waldbau wie Räumrechen oder Mulcher, MDB-Funkmähraupe und Lkw. Das vorwiegend in den Nadelholzbeständen der Dübener und Dahlener Heide, aber auch in weiteren Waldgebieten Sachsen-Anhalts, Sachsens und Bayerns tätige Unternehmen bietet Waldbesitzern das komplette Programm von der Aufforstung bis zum Einschlag, wenn gewünscht auch die Holzvermarktung. „Unser Kerngeschäft ist jedoch die Holzernte. Pro Maschinenduo zum Fällen und Rücken kommen jährlich etwa 20.000 Festmeter zusammen. Bei stärkerem Schadholz haben die Teams in jüngster Zeit aber auch schon bis zu 100.000 Festmeter im Jahr aus dem Wald geholt“, beschreibt der heute 51-jährige Firmeninhaber das Leistungsprofil. [...]
Wolfgang Rudolph
Der komplette Artikel ist in der Ausgabe FORSTMASCHINEN-PROFI Februar 2023 erschienen. Eine Vorschau dieses Heftes gibt es im Digitalkiosk.