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Vater und Sohn Wasensteiner am beladenen Eco-Log 574 B.

Forstbetrieb Wasensteiner seilt starke Tannen per Langstreckenseilbahn

Liebhaber vermeintlich fortschrittlicher Technik kommen bei Jakob Wasensteiner nicht auf ihre Kosten: In seinem Forstbetrieb wird Seilkrantechnik „alter Schule“ betrieben. Rückständig oder wenig leistungsfähig arbeiten die Oberbayern aber keinesfalls, wovon sich Forstmaschinen-Profi bei einem Besuch im Dezember überzeugen konnte.

Jakob Wasensteiner ist gelernter Forstwirt und seit rund 25 Jahren selbständiger Forstunternehmer. Der 48jährige besitzt zwei identische Langstreckenseilbahnen für Seillängen bis 1.500 Meter. Bei der Wahl der Gerätschaften gilt für ihn der Leitspruch „Viel Mechanik – wenig Elektronik“. Wasensteiner hegt große Zweifel, ob komplexe Elektronik den Anforderungen des harten Arbeitsalltags gewachsen ist. Wir treffen Jakob Wasensteiner und seine vier Angestellten beim Arbeitseinsatz an einem Hang im Privatwald. Mit vier Seillinien sollen hier insgesamt 2.800 Festmeter Holz entnommen werden, der überwiegende Teil Tannen. Daß es sich dabei um starkes Holz handelt, ist fast schon eine Untertreibung: Bei der vorherigen Seillinie brachte Firma Wasensteiner 230 Bäume zur Strecke, die zusammen auf gewaltige 1.200 Festmeter Volumen kamen. Die stärkste Tanne hatte gar einen Stamminhalt von über 20 Festmeter.

wasensteiner_faellen_grDie ersten drei Seillinien sind abgearbeitet, jetzt geht es den letzten 700 Festmetern in Seillinie vier an den Kragen. Oben am Weg steht die Gantner-Schlittenwinde, während am Ende des ziemlich genau 1.000 Meter langen Tragseils Jakob Wasensteiner junior (26) das Holz entgegennimmt. Die Steuerung der gesamten Anlage erfolgt rein mechanisch durch den Mann an der Winde. Dabei muß er sich voll und ganz auf die Anweisungen verlassen, die er von Wasensteiner junior und den beiden Holzfällern im Bestand per Sprechfunk erhält – in gewisser Weise ist diese Anlage also doch funkgesteuert ... Beide von Firma Wasensteiner eingesetzten Schlittenwinden stammen aus den 1990er Jahren, finden sich aber heute noch quasi unverändert im Programm des Herstellers. Die Gantner USW 80 wird von einem 80 PS starken Hatz-Dieselmotor angetrieben und wiegt ohne Seil gut 1.500 Kilogramm. Dank eines Wendegetriebes kann sie sowohl für Berg- als auch Taltransport oder im Umlaufbetrieb eingesetzt werden. Die Zugkraft beträgt maximal 87 kN (rund 8,7 Tonnen), die Seilgeschwindigkeit bis zu 7,5 Meter pro Sekunde. Jakob Wasensteiner verwendet 13 Millimeter starkes, verdichtetes Seil, wovon rund 1.300 Meter auf die Trommel passen. Bis zu fünf Festmeter hängen die Waldarbeiter ins Seil, weshalb den Bremsen eine besondere Bedeutung zukommt. Zusätzlich zur selbsthemmenden Doppelbackenbremse verbaut Gantner eine sogenannte Luftflügelbremse, die bei Bergabbringung ohne mechanischen Verschleiß für eine wirkungsvolle Reduzierung der Geschwindigkeit sorgt. Sie funktioniert im Prinzip umgekehrt wie ein Flugzeug-Propeller. Er ist über ein Getriebe mit der Trommel verbunden und dreht sich deutlich schneller als diese. Der Bediener kann den Anstellwinkel der Flügel verstellen und so die Bremskraft dosieren – je steiler die Flügel stehen, desto größer ist die Bremswirkung. 

Hier sind Profis am Werk

wasensteiner_winde_grDer Starkholzeinschlag im Steilhang gehört zu den gefährlichsten und anstrengendsten, aber auch faszinierendsten Tätigkeiten. Die beiden Holzfäller müssen in diesem Bestand mit Hangneigungen von etwa 50 bis 80 Prozent zurechtkommen, zu allem Überfluß ist der Boden auch noch lehmig und damit rutschig. Als Fällsäge dient eine Stihl MS 660 mit 63-Zentimeter-Schwert. Bei Rück- oder Seithängern wird die gewünschte Fallrichtung mit dem Einsatz eines Lkw-Wagenhebers erreicht. Im Schnitt wird zirka 30 Meter je Seite beigeseilt – je nach Geländeverhältnissen auch mal mehr oder weniger. Auf Wunsch des Kunden werden Bäume ab 50 Zentimeter Durchmesser auf 7,50 Meter Länge ausgehalten, schwächeres Holz auf vier oder fünf Meter. Aufgrund des wenig erschlossenen Wegenetzes dominiert im Alpenraum die Bergabbringung, so auch bei Firma Wasensteiner. Ein großer Vorteil der Langstreckenseilbahn ist die Möglichkeit, das Tragseil in großer Höhe an einem Baum montieren zu können. Mit mobilen Lösungen wie Kippmast oder Yarder würde relativ langes Holz oftmals über den Waldboden schleifen und ihn verwunden – außer bei (teuren) Sonderlösungen wie Doppellaufwagen.

Bei Firma Wasensteiner hängt ein klassischer Koller-Laufwagen am 30 Millimeter starken Tragseil. Außergewöhnlich wird es erst auf halber Strecke talwärts. Bei rund einem Kilometer Streckenlinie kommt man um die Zuhilfenahme eines Stützbaumes nicht herum; dieser hat es allerdings in sich. Während der Einrichtung der Seillinie schnappt sich einer der Waldarbeiter die Motorsäge und beginnt, an dem als Stütze ausgeguckten Baum herumzusägen, Fallkerb und Fällschnitt werden herausgearbeitet. Was in aller Welt soll denn das? Nun, ganz gefällt wird der Baum natürlich nicht, Abspannseile verhindern dies. Sie ermöglichen es aber, den Stamm um einige Grad zu neigen. Das bringt den Vorteil, daß starkes Holz beim Seilen besser am Stützbaum vorbeipaßt als an einem geraden Baum. Eine Alternative wäre die Befestigung des Tragseilsattels mit längeren Schlaufen, wobei das Tragseil aber deutlich schlechter geführt und stärker schwingen würde. Das Schrägsägen des Stützbaumes bezeichnet Jakob Wasensteiner als „Technik alter Schule“, die seiner Erfahrung nach heute aber nur noch selten angewandt wird.

Jede Menge Holz

wasensteiner_ruecken_grTrotz (oder gerade wegen?) der einfachen Technik ist diese Seilbahn richtig schnell. Beim An- und Abhängen muß blindes Vertrauen zwischen dem Windenbediener und den Waldarbeitern herrschen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Winde steht ja über einen Kilometer vom Abladeort entfernt, sehen kann der Bediener vom Geschehen also nichts. Um den Abladevorgang flüssig am Laufen zu halten, setzt Firma Wasensteiner einen Eco-Log-Rückezug vom Typ 574 B ein. Mit dem 14-Tonner wird das Holz sofort aufgeladen und bei vollem Rungenkorb zum Polterplatz gebracht. Hilfreich ist der Forwarder auch, um eventuell notwendige Trennschnitte, Entastungen oder ähnliches durchführen zu können, die im Bestand nicht möglich gewesen wären. Mit dem starken Kran ist es eine Sache von Sekunden, den Stamm in eine Motorsägen-freundliche Position zu bringen. Neben dem Eco-Log gibt es mit einem 140 PS starken Valtra eine weitere Forstmaschine bei Wasensteiner. Der Schlepper ist mit einer Doppeltrommelwinde von Igland ausgerüstet, wird aber hauptsächlich zum Transport der Seilbahn eingesetzt. Der Betriebsstundenzähler bewegt sich deshalb jährlich nur um bescheidene 300 Stellen weiter. Und die sonstige Ausrüstung? „Das übliche: drei Pick-ups, zehn Motorsägen“, erklärt uns der Chef. Die Sägen stammen je zur Hälfte von den Herstellern Stihl und Husqvarna.

Jakob Wasensteiners Abneigung gegenüber Hightech-Seilanlagen betrifft nicht nur den Aspekt Zuverlässigkeit, sondern auch das Thema Kosten. Er kann sich nicht vorstellen, daß die Aufpreise für Funksteuerung, Doppellaufwagen, Funkchoker oder ähnliches sich im Laufe ihrer Einsatzdauer bezahlt machen. Denn effizient ist seine Arbeitsweise allemal: Dieser 2.800-Festmeter-Auftrag wird nach nicht einmal neun Wochen erledigt sein. Logisch, daß es dafür auch zuverlässiges Personal braucht. Wasensteiners vier festangestellte Holzfäller stammen ebenso aus der näheren Umgebung wie saisonale Aushilfen. Standorttreue beweist man auch hinsichtlich der Auftragswahl, sämtliche Arbeit wird im Umkreis von 30 Kilometern um den Firmensitz in Lenggries getätigt. Das Verhältnis von privaten zu staatlichen Aufträgen ist ausgewogen, wobei im Privatwald überwiegend in Selbstwerbung gearbeitet wird. 
  
Jan Biernath



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