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Annähernd sämtliche Funktionen wie das Verschieben der Rungen und das Ausklappen der Stützen lassen sich vom Kransitz aus erledigen.

Der Actros 2655 mit V8 im Praxiseinsatz

Er ist einer der letzten seiner Art: der Actros. Denn erstens existiert seit einiger Zeit der „New Actros“ für den Fernverkehr und zweitens bietet Mercedes mittlerweile für die Geländearbeit die neue Baureihe Arocs. FORSTMASCHINEN-PROFI fuhr quasi eine Abschiedstour mit einem legendären Auto für den Holztransport.

 

Der Endpunkt für das Holz ist unser Start: Das Sägewerk Franz Fabri in Meschede im Sauerland gibt der Sauerländer Fichte die letzte Ruhe, indem es sie zu Brettern und Balken zersägt. Hier treffen wir unseren Lkw-Tester Frank Hellekes, der lässig aus dem Kransitz des Actros grüßt: „Ich war heute schon früher wach“, ruft er lachend herunter und lädt dabei die letzten zwei Fichten seiner Früh-Tour vom Langhol zug, den wir heute probefahren werden. Der Mercedes-Benz-Lkw gehört Johannes Reuter. Der Fuhrunternehmer kaufte den Actros 2655 V8 vor wenigen Monaten und ließ in bei F. Müller Fahrzeugbau aus Eslohe aufbauen. Die Verwandlung vom reinen Laster-Chassis zum Langholztransporter dokumentierte FORSTMASCHINEN-PROFI in der Mai-Ausgabe. Der Actros ist vom alten Schlag, denn er wird so bei Mercedes seit knapp einem Jahr nicht mehr angeboten. Reuters Truck ist also einer der letzten, die das Lkw-Werk in Wörth verließen. Deshalb wummert im 2655 auch noch ein V8 mit 550 PS, den Mercedes ebenfalls nicht mehr vorsieht. Erfüllt der V8 noch die Euro-5-Norm, konzentriert sich Daimler für die aktuelle Euro-6-Norm auf Reihensechszylinder. Auch das Einlegen der Gänge in dieser Actros-Baureihe, auch MP 3 genannt, übernimmt die ältere Getriebeversion Powershift 2. Im New Actros (MP 4) arbeitet ein Powershift 3.

Alles vom Kransitz steuerbar

Der letzte Fichten-Pin ist auf den Fördertisch des Sägewerks gepoltert, und Hellekes stellt die Winde an, die den Nachläufer einholt. Nachdem der Zweiachser in Kranreichweite gerollt ist, schnappt der Mann am Kran mit dem Greifer zu und hievt den Nachläufer zwischen die beiden Rungen der Zugmaschine. Ein Knopfdruck auf die Steuerung am Kransitz und die Rungen fahren zusammen, knapp hinter dem Vorderreifen des Nachläufers. Bremsen rein, der sitzt. Mit aufgesatteltem Anhänger ist der Langholz-Actros ein ziemlich kompaktes Gefährt.

Nachdem Frank Hellekes vom Kransitz gestiegen ist, deutet er mit dem Zeigefinger nach oben. Womit er nicht den lieben Holzkutschergott meint, sondern die Steuerung am Kransitz: „Man kann von dort oben quasi alles steuern, das ist dem Aufbauer Müller wichtig“, betont Hellekes und verweist darauf, daß sich zum Beispiel die seitlichen Abstützungen per Knopfdruck einund ausfahren lassen. „Andere Aufbauer sehen hier nur eine Bedienung direkt an der Abstützung vor.“ Auch die Schemelsperre, eine „dicke Scheibenbremse“, für den Selbstlenknachläufer kann vom Kransitz betätigt werden. Die Schemelsperre verhindert beim Rangieren des unbeladenen Zuges ein Lenken des Nachläufers. Wird das Gespann nach dem Anladen nochmals verfahren, kann die Sperre vom Sitz aus gelöst werden. „Man muß nicht runter vom Kran und eine manuelle Klappfalle (Schemelsperre) lösen“. Außerdem unterbindet die Sperre ein Verdrehen des Nachläufers unter dem Ladeschemel bei Matsch oder Schnee, da sie auch bei Betätigen der Lkw-Fußbremse angesteuert wird.
Hellekes nickt mit dem Kopf Richtung Fahrerhaus: „Rein in die Kutsche, das Holz wartet nicht.“ Na hoffentlich ist es noch da, wenn wir kommen. Noch bevor es losgeht, knetet der Ex-Holzkutscher das Lenkrad des Mercedes: „Das Lederlenkrad hier ist Zubehör. Das lohnt sich aber, denn es fühlt sich richtig griffig an, sehr angenehm.“ Im Lenkrad ist – wie bei modernen Lkw üblich – die Bedienung für den Bordcomputer integriert.

Nahe dem Ort Wormbach liegt der erste Polter dieser Probefahrt. Eine stramme Wagenladung lümmelt sich am Rand des Waldwegs – mittelstarke Fichte, teilweise etwas über 18 Meter lang. Frank Hellekes blickt aus dem Fahrerhaus des Actros 2655 und überlegt nicht lange. Zuerst knipst er über die Kippschalter in den Armaturen den Systemstrom an, denn alle Funktionen, die jetzt betätigt werden, brauchen extra Saft. Die Beleuchtung am Kran muß strahlen und die Ventilsteuerung von drei Hydraulikpumpen muß ansprechen. Eine der Pumpen versorgt die drei Sektionen der linken Bedienseite des Krans: Heben und Senken, Rechts- und Linksschwenk sowie Greifer öffnen und schließen. Die andere Anlage bepumpt die rechte Seite, also Wipparm vor und zurück, Rotator und Teleskopausschub. Die dritte Pumpe versorgt die Lenkung des Nachläufers. [...]

Julian Delbrügge

Der komplette Artikel ist in der Ausgabe FORSTMASCHINEN-PROFI Juni 2014 erschienen.