Firma Harbusch setzt voll auf Unimog und MB-trac
Neuer U 400 mit Hacker und Winde
„Ihr guter Stern auf allen Straßen“ – So lautete noch bis in die 1990er Jahre der Werbeslogan von Mercedes-Benz. Im Falle des Unimog geht dieser Spruch als glatte Untertreibung durch, schließlich fühlt sich das „Universal-Motor-Gerät“ auch abseits befestigter Straßen sauwohl. Kein Wunder also, daß sich der Vielzweck-Benz auch in Forstkreisen gewisser Beliebtheit erfreut. So auch im Forstbetrieb Harbusch aus Hessisch Lichtenau, der seinen 26 Jahre alten U 1600 jetzt durch einen nagelneuen U 400 ersetzte. Da der Unimog zudem über einige interessante Ausstattungsdetails verfügt, sah sich Forstmaschinen-Profi das Fahrzeug einmal genauer an.
Rund zehn Jahre ist die Baureihe 405 jetzt auf dem Markt, doch irgendwie erwartet man beim Begriff Unimog immer noch die klassische, kantige Form. Die findet sich als Baureihe 437 weiterhin im Programm von Mercedes-Benz, zwar nur mit Vierzylinder-Motoren, aber mit der gleichen kompromißlosen Geländetauglichkeit wie seine Vorgänger. Der moderne 405er ist als Geräteträger konzipiert; ernsthafte Gegner in punkto Geländegängigkeit muß man dennoch lange suchen. Mit permanentem Allradantrieb inklusive Mittel- und Hinterachsdifferentialsperre, 100 Prozent Steigfähigkeit sowie großer Bodenfreiheit verliert auch das schwerste Terrain seine Schrecken. In der Aufpreisliste finden sich weitere Ausstattungen zur Verbesserung der Offroad-Fähigkeiten, beispielsweise eine Differentialsperre an der Vorderachse oder eine Reifendruckregelanlage. Für letzteres Extra entschied sich auch Michael Harbusch bei seinem neuen U 400. Der Fachagrarwirt für Natur- und Landschaftspflege ist zusammen mit Jörg Siebert Geschäftsführer der 2005 gegründeten Harbusch Forst-GmbH. 1996 gründete Harbusch den Betrieb als Einzelfirma, fast von Beginn an war Siebert bei ihm beschäftigt.
„Eine geniale Sache!“, lautet Michael Harbuschs knappes, aber eindeutiges Urteil über die Reifendruckregelanlage – dabei zählte sie anfangs gar nicht zu seinen absoluten Wunsch-Extras. Das von Mercedes „Tirecontrol“ getaufte System ermöglicht eine Anpassung des Reifeninnendrucks in kürzester Zeit, ganz bequem aus dem Fahrerhaus. Für Fahrten auf weichen und/oder nassen Böden kann der Luftdruck sehr weit abgesenkt werden, wodurch sich die Aufstandsfläche erhöht. Dies hilft, Bodenschäden zu vermeiden, bringt aber vor allem erhebliche Vorteile in punkto Traktion.
Warum ein Unimog?
Bei Harbusch kommt es allerdings recht selten auf maximale Geländegängigkeit an, hier standen andere Kriterien ganz oben auf der Liste. Der Forstbetrieb erledigt einerseits fast alle forstlichen Arbeiten wie motormanuellen Einschlag, Gatterbau, Pflanzungen und vieles mehr, jedoch keine Rückearbeiten. Dieser „Waldbereich“ wird vornehmlich von Jörg Siebert geleitet, während Michael Harbusch die anderen Tätigkeitsfelder betreut. Hierzu zählen zum einen Spezialfällungen mit Seilklettertechnik, zwei der insgesamt acht Mitarbeiter – fast alle gelernte Forstwirte – sind geprüfte „European Tree Worker“. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Trassenpflege, daneben nimmt sich Firma Harbusch auch kommunaler Dienste wie Mäharbeiten an und erstellt Baumgutachten. Das bei all’ diesen Arbeiten anfallende Holz wird in der Regel gehackt. Rund 10.000 Schüttraummeter Hackschnitzel produzieren die Hessen jedes Jahr, Hauptabnehmer ist ein Energieversorger.
Die Verantwortlichen der Firma Harbusch suchten also nach einer Maschine, die bei möglichst allen angebotenen Dienstleistungen eine gute Figur abgibt. Zum einen sollte sie autobahntauglich sein, womit sämtliche Traktoren und Systemschlepper aus dem Rennen waren. Übrig blieben JCB Fastrac und Unimog. Daß es der Unimog wurde, hat er vor allem seiner höheren Zuladung zu verdanken, aber auch dem dritten Sitzplatz. Gegenüber dem zweisitzigen Fastrac spart man sich so bei vielen Einsätzen die Anfahrt mit einem zusätzlichen Fahrzeug.
Also ein Unimog. Nur welches Modell? Immerhin stehen bei der Baureihe 405 die drei Typen U 300, U 400 und U 500 zur Auswahl, die es wiederum jeweils mit zwei verschiedenen Motorisierungen und zwei unterschiedlichen Radständen gibt. Während im U 300 ausschließlich Vierzylinder zum Einsatz kommen, stehen beim U 500 nur zwei Sechszylinder zur Verfügung. Die goldene Mitte bildet der U 400, bei dem die Kunden zwischen einem 177 PS starken Vierzylinder und einem Sechsspänner mit 238 PS wählen können. Bei Harbusch entschied man sich für einen U 400 mit dem stärkeren Motor, beim Radstand genügte dafür die kurze Variante (308 Zentimeter).
Maßgeschneidertes Fahrzeug
Für die Unimog-Generalvertretung Minufa aus Herborn sollte dies kein Auftrag wie jeder andere werden; schließlich galt es, einige Sonderwünsche zu erfüllen. Zuerst einmal bekam der U 400 einen Aufbaubunker verpaßt. Er faßt acht Kubikmeter und kann seitlich gekippt werden. Werden Unimogs mit Hackern ausgerüstet, dann meist an der Front – für Michael Harbusch nicht akzeptabel: „Das Fahrzeug wird frontlastig und unhandlich, außerdem muß das Hackgut über das Führerhaus geblasen werden“. Also muß der Hacker ans Heck. Das Problem: Ab Werk ist zwar eine Frontzapfwelle erhältlich, aber keine am Heck. Um die Nachrüstung kümmerte sich Minufa. Die Wahl des Hackers fiel im Hause Harbusch nicht schwer: Im Laufe der Jahre besaß der Betrieb bereits zwei Maschinen der Marke Schliesing, mit denen man stets zufrieden war. Am U 400 verrichtet nun also die Nummer drei ihren Dienst. Der Scheibenhacker vom Typ 550 ZX verarbeitet Stämme bis 28 Zentimeter Durchmesser.
So eine Frontzapfwelle ist natürlich trotzdem eine feine Sache, beim Harbusch-Unimog treibt sie eine Seilwinde an. Die BGU Eintrommelwinde FSW 5.5 H EK (EK=Euro-Kombi) erreicht eine Zugkraft von 5,5 Tonnen. Als Besonderheit verfügt sie über ein Wendegetriebe, weshalb sie trotz unterschiedlicher Drehrichtung so-
wohl an der Front- als auch an der Heckzapfwelle betrieben werden kann. Die Winde kommt bei Harbusch in erster Linie zum Beiseilen und Poltern zum Einsatz, ist aber auch ein prima Gegengewicht für den Hacker.
Mit dem neuen U 400 ist Firma Harbusch in der Lage, einen Großteil der Aufträge bequem zu erledigen. Bis zu drei Arbeiter können direkt mit dem Unimog zum Einsatzort fahren, bei Bedarf auch auf Autobahnen. Das bei Trassenpflege, Problembaumfällungen oder ähnlichen Aufträgen anfallende Holz kann direkt vor Ort gehackt und im Unimog verbracht werden. Dank des kurzen Radstands und der recht geringen Breite ist der U 400 sehr wendig – besonders im Vergleich zu Hackfahrzeugen, die auf einem Anhänger aufgebaut sind beziehungsweise einen extra Container benötigen. Besonders praktisch: Der Aufbaubunker ist nur per Steckverbindung am Unimog befestigt und kann deshalb in rund 20 Minuten demontiert werden. Firma Harbusch kann dann entweder mit dem Mulcher arbeiten oder Transportfahrten erledigen.
Mercedes im Doppelpack
Neben dem neuen Unimog findet sich noch ein weiterer Mercedes-Benz im Harbusch-Fuhrpark: Ein wunderschöner MB-trac 1400. Der Schlepper ist Baujahr 1986 und verfügt über einen Atlas-Kran mit satten zehn Meter Reichweite. Der MB-trac kommt fast ausschließlich in Kombination mit einem zapfwellengetriebenen Heizohack-Trommelhacker zum Einsatz. Dank nachträglicher Leistungssteigerung auf 180 PS ist der Traktor nur selten überfordert. Das Gespann arbeitet häufig bei Baufeldräumungen oder im Straßenbegleitgrün. Bei letzterem wird ein Container-Anhänger hinter den Hacker gehängt, die gefüllten Container werden laufend auf Lkw umgesattelt. Und wann wird dieser MB-trac gegen einen modernen Schlepper ausgetauscht? „So etwas verkauft man nicht, so etwas vererbt man!“ lautet Michael Harbuschs unmißverständliche Antwort.
Nun könnte man ja fast denken, der Harbusch sei eingefleischter Mercedes-Fan; beim Blick auf den restlichen Fuhrpark kommen aber Zweifel auf. Gleich drei Nissan Navara Pick-up hält der Betrieb vor, dazu gesellt sich eine VW Pritsche. An größeren Maschinen wären noch ein 12-Tonnen-Mobilbagger sowie ein mittelgroßer Radlader zu nennen, die restliche Betriebsausstattung besteht aus diversen Anbaugeräten sowie geschätzten 25 bis 30 Stihl-Motorsägen aller Größen. Wenn die Gerätschaften nicht gerade im Einsatz sind, parken sie auf dem 16.000 Quadratmeter großen Betriebshof. Erst kürzlich wurde ein weiteres Grundstück erworben, auf dem später einmal Hackschnitzel getrocknet werden sollen. Der Bau eines neuen Bürogebäudes ist bereits in Planung. Und demnächst werden Baumpfleger & Co. sogar im Hause Harbusch ihre Kletterausbildung absolvieren können: Der Betrieb durchläuft momentan ein Akkreditierungsverfahren bei der Berufsgenossenschaft. Ziel ist die Zulassung als Baumkletterschule, derzeit liegt die nahegelegenste mehrere hundert Kilometer entfernt.
www.harbusch-forst.de
www.minufa.de
Jan Biernath